Zukunft Mittelstand

Zurück in die Zukunft. Ein Weckruf aus der Wirtschaft

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AdobeStock, frank peters

Ein Investitions-Booster für den Mittelstand – Warum gezielte Maßnahmen jetzt entscheidend sind

11. September 2024

Deutschland steckt mitten in einer wirtschaftlichen Dauerkrise, die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die Corona-Pandemie verschärft wurde. Trotz erfolgreicher Verhinderung einer Gasmangellage im Winter 2022/23 hat der Energieschock zu erheblichen Produktions- und Reallohnverlusten geführt. Laut einer neuen Studie von Tom Krebs (Professor für Makroökonomik und Wirtschafts­politik an der Universität Mannheim) könnte ein gezielter Investitions-Booster der entscheidende Schritt sein, um die deutsche Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen und langfristig zu stabilisieren.

Die wirtschaftliche Lage im Überblick

Die Energiekrise von 2022 brachte nicht nur hohe Inflationsraten mit sich, sondern führte auch zu einer Rezession, die Deutschland schwer getroffen hat. Die in der Studie vorgestellten Berechnungen zeigen, dass die Verluste während der Energiekrise vergleichbar sind mit denen, die das Land während der Finanzkrise von 2008 und der Corona-Krise von 2020 erlitt. Diese Krisenereignisse haben nicht nur kurzfristige Schäden verursacht, sondern drohen, langfristige wirtschaftliche Narben zu hinterlassen, die Deutschlands Wachstumspotenzial nachhaltig schmälern könnten. Eine Wirtschaft, die nicht in der Lage ist, sich schnell und effektiv von solchen Schocks zu erholen, riskiert, dauerhaft hinter ihren Möglichkeiten zurückzubleiben.

Die Bedeutung des Mittelstands für die deutsche Wirtschaft

Der deutsche Mittelstand, oft als das Rückgrat der Wirtschaft bezeichnet, spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Förderung von Innovationen. Kleine und mittlere Unternehmen machen mehr als 99 % aller Unternehmen in Deutschland aus und stellen etwa 60 % der Arbeitsplätze im Land. Sie sind in nahezu allen Branchen tätig und tragen maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität bei. Die Feuerverzinkungsbranche ist eine dieser Mittelstandsbranchen. Feuerverzinkter Stahl wird an mehr als 100 Standorten in Deutschland hergestellt und trägt damit maßgeblich zu dauerhafter und kreislaufwirtschaftsfähiger Infrastruktur bei (siehe www.rezink.de). Weiterhin hohe Energiepreise, eine gedämpfte Baukonjunktur und eine ungewisse Zukunftsaussicht erschweren es den Unternehmen derzeit, in die Modernisierung ihrer Anlagen zu investieren. Doch der Blick nach vorne lohnt: Mit den richtigen Weichenstellungen kann die Politik die notwendigen Investitionsanreize für transformationswillige Unternehmen auf den Weg bringen.

Die Notwendigkeit eines Dekarbonisierungsstrompreises

Tom Krebs plädiert in seiner Studie für die Einführung eines Dekarbonisierungsstrompreises als zentrales Element des Investitions-Boosters. Dieser soll den Unternehmen Planungssicherheit geben und sie ermutigen, in klimafreundliche elektrifizierte Produktionsanlagen zu investieren. Konkret schlägt er einen garantierten Strompreis von 15 ct/kWh für große Verbraucher und 30 ct/kWh für kleinere Unternehmen und Haushalte vor. Diese Maßnahme unterstützt insbesondere den Mittelstand, der bisher kaum Möglichkeiten hat, seine Energiekosten langfristig zu planen oder von Strompreiserleichterungen zu profitieren. „Der Staat versichert die Menschen und Unternehmen gegen politische Unsicherheit, die er selbst erzeugt. In diesem Sinne ist eine Strompreisbremse bis 2035 ein angemessenes Instrument, um politische Glaubwürdigkeit in unsicheren Zeiten zu schaffen“, betont Tom Krebs, Professor für Makroökonomik und Wirtschafts­politik an der Universität Mannheim.

Investitionsprämie als Anreiz für grüne Technologien

Darüber hinaus braucht es eine Investitionsprämie, die eine Zulage von 25 % der Anschaffungs- oder Herstellungskosten für Investitionen in den Klimaschutz bietet. Für Unternehmen, die tarifgebundene Löhne zahlen, soll es einen zusätzlichen Bonus von 5 % geben. Solche Anreize könnten insbesondere für mittelständische Unternehmen ein wichtiger Impuls sein, um in neue, umweltfreundliche Technologien zu investieren. Krebs schreibt, wenn die deutschen Stahlproduzenten ihre Kohle‐Hochöfen durch wasserstoffbasierte Direktreduktionsanlagen ersetzen oder die Feuerverzinkungsunternehmen künftig ihre Prozesswärme mit Strom anstelle von Erdgas erzeugen wollen, erfordere dies großvolumige Investitionen in neue Produktionsanlagen. Solche Investitionen seien gut für den Klimaschutz und die Wirtschaft, denn sie würden die Stahlproduktion und Stahlveredelung klimafreundlicher machen und gleichzeitig die Auftragsbücher der Unternehmen im Maschinenbau und der Elektrotechnik füllen. Ähnliche Überlegungen würden für Investitionen in anderen Branchen wie der Automobilindustrie gelten, wenn Unternehmen wie Mercedes‐Benz oder VW neue Anlagen zur Produktion von Elektrofahrzeugen installieren. Die Studie unterstreicht, dass Investitionen in klimafreundliche Produktionsanlagen kurzfristig die konjunkturelle Erholung und langfristig das Produktionspotenzial der deutschen Wirtschaft stärkt.

Finanzierung mit angepasster Schuldenbremse

Nun fragt sich der aufmerksame Leser vielleicht: Wie sollen solche Investitionen in Klimaneutralität und Transformation bei Aufrechterhaltung der Schuldenbremse finanziert werden? Zweifellos stellt die Schuldenbremse in ihrer jetzigen Form eine Hürde dar. Eine Reformation dieser ist dringend notwendig. Krebs geht davon aus, dass die zwei zentralen Maßnahmen über eine ökonomisch vernünftige Neuberechnung der Konjunkturkomponente getragen werden können. Durch diese Neuberechnung würden neue finanzielle Spielräume entstehen, die genutzt werden können, um Investitionen in Klimaneutralität und Transformation zu fördern.

Ein starkes Signal an die Industrie

Die Einführung eines Dekarbonisierungsstrompreises und einer Investitionsprämie wäre nicht nur ein starkes Signal an die Industrie, sondern auch ein notwendiger Schritt, um Deutschland auf den Weg zu einem zukunftsfähigen und krisenfesten Wirtschaftssystem zu führen. Es zeigt den Unternehmen, dass der Staat bereit ist, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um Investitionen in eine klimafreundliche Zukunft zu fördern. Gleichzeitig stärkt es das Vertrauen der Unternehmen in die Politik und schafft die Voraussetzungen für langfristige Planungen und Investitionen. Ein solches Engagement würde nicht nur die aktuellen wirtschaftlichen Probleme adressieren, sondern auch die Basis für zukünftiges Wachstum und Wohlstand legen.

Fazit: Handeln für eine sichere Zukunft

Der Industrieverband Feuerverzinken unterstützt die in der Studie vorgeschlagenen Maßnahmen. Es ist an der Zeit, dass die Politik diese Vorschläge ernst nimmt und entschlossen handelt, um die Wirtschaft zu stabilisieren und langfristigen Wohlstand zu sichern. Der Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, benötigt Planungssicherheit und Unterstützung, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Ein Investitions-Booster kann dabei helfen, die derzeitige Schockstarre zu überwinden und den Grundstein für einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung zu legen. Es liegt nun an der Politik, diese Chancen zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Weitere Informationen finden Sie hier: Link zu Krebs-Studie

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Autor / Autorin

13. März 2024
Sabrina Pick
Sabrina Pick
Referentin Strategische Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit, Aus- und Weiterbildung, Industrieverband Feuerverzinken e. V.

11. September 2024
Marco Göllrich
Leiter Branchenkommunikation, Nachhaltigkeit, Politik und Strategie, Industrieverband Feuerverzinken e. V.

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