Zukunft Mittelstand

Zurück in die Zukunft. Ein Weckruf aus der Wirtschaft

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AdobeStock, frank peters

Energiewende in Deutschland: Die Perspektive des Industrieverbands Feuerverzinken

13. März 2024

Die deutsche Feuerverzinkungsindustrie kann ihre Prozesse technologieoffen dekarbonisieren. Die Branche bekennt sich zum Klimawandel und erachtet fossile Energieträger als nicht mehr zukunftsträchtig. Jedoch steht momentan nicht genügend »grüne« Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung, wodurch auf Erdgas als Brückentechnologie zurückgegriffen werden muss. Zudem fehlen bei den Strompreisen die Planbarkeit und die Perspektive. Vor allem im europäischen Vergleich sind die Brutto-Stromkosten in Deutschland mit am höchsten. Deswegen empfehlen wir den Schulterschluss zwischen Industrien, die sich elektrifizieren können und wollen, und der Politik, die die entscheidenden Rahmenbedingungen dafür setzt. Überdies muss die Politik für genügend saubere Energie sorgen und sicherstellen, dass alle politischen Entscheidungen getroffen wurden, um die Energiekosten zu reduzieren. Die CO2-Steuer in Deutschland muss schnellstmöglich ausgesetzt werden.

Die Energiewende stellt eine epochale Herausforderung dar, bei der sowohl die Politik als auch der industrielle und gewerbliche Mittelstand gefordert sind. Der Industrieverband Feuerverzinken nimmt eine eindeutige Position dazu ein und skizziert, welche Schritte von der Politik unternommen werden sollten, und zeigt auf, was der Mittelstand bereits umsetzt.

Die Feuerverzinkungsindustrie sieht sich mit Problematik konfrontiert, die durch die derzeitige Baukonjunkturflaute bedingt ist. Ein Rückgang der Verzinkungstonnage um etwa 9 Prozent im ersten Halbjahr 2023 verdeutlicht die Auswirkungen auf den Mittelstand. Die Zinsproblematik, die hohe Inflation und eine allgemeine Skepsis führen dazu, dass Investitionen im Bausektor stagnieren. Es werden vorrangig Aufträge der letzten Jahre abgearbeitet, und für 2024 werden weitere Rückgänge befürchtet. Der Industrieverband fordert verstärkte staatliche Investitionen in den Wohnungsbau. Beispielsweise bietet die Regelungen der degressiven AfA nicht ausreichend Anreize für Investitionen in unbewegliche Wirtschaftsgüter wie Gebäude. Hier soll eine Regelung geschaffen werden, die eine sofortige, voll degressive AfA für neu gebaute Hallen ermöglicht. Durch eine solche steuerliche Anreizpolitik könnten Unternehmen dazu motiviert werden, vermehrt in klimaschonende Anlagentechnik und effiziente Gebäude zu investieren.

Der Mittelstand der Feuerverzinkungsindustrie nimmt überdies die bürokratischen Hürden bei Investitionen in den Klimaschutz, insbesondere in erneuerbare Energiequellen, als problematisch wahr. Lange Wartezeiten auf Betriebsgenehmigungen für beispielsweise PV-Anlagen sind eine Herausforderung. Hier setzt der Industrieverband auf einen schnelleren Genehmigungsprozess, ex-post Überprüfungen und den politischen Willen, Geschwindigkeit Vorrang zu geben.

Unternehmen aus der Feuerverzinkungsindustrie setzen heute zu 95 Prozent Erdgas bei den Verzinkungsprozessen ein. Jedoch ist der Umstieg auf andere Energiequellen wie Strom oder Wasserstoff technisch möglich und beim Strom die Durchführbarkeit auch schon praktisch erprobt. Um jedoch den Umstieg auf saubere Energiequellen zu schaffen, brauchen die Unternehmen Planungssicherheit und schnelle Genehmigungsprozesse. Kein Mittelständler investiert sehr gerne in eine ungewisse Zukunft. Überdies benötigt die Feuerverzinkungsindustrie genügend saubere Energie zu einem wettbewerbsfähigen Preis. An dieser Stelle brauchen wir einen Schulterschluss zwischen Mittelstand und Politik. Sobald die Rahmenbedingungen zur Verfügung stehen, können die Unternehmen auch in saubere Energiequellen investieren. So wird daraus eine Erfolgsgeschichte und eine echte Wachstumslokomotive für den Standort Deutschland. Dafür braucht es aber mutige und energische politische Entscheidungen.

Auf der anderen Seite kommt feuerverzinkter Stahl in vielen Anwendungen zum Einsatz, die für eine Energiewende zwingend notwendig sind. Bis zu 19.000 feuerverzinkte Schrauben sind zum Beispiel in einem Windkraftrad verbaut, bis zu 4.000 Tonnen in einen LNG-Termin. Viele Tonnen kommen bei Strommasten oder Bahnmasten zum Einsatz. Und in der Agri-PV verbinden sich Landwirtschaft und Energieerzeugung. Die Feuerverzinkungsindustrie kann mit ihrem Werkstoff dabei mithelfen, Deutschland und Europa in eine andere Zukunft zu bringen. Das sollte die Botschaft sein. Die Politik muss aber auf der Ausgabenseite aktiv werden und beispielsweise die CO2-Besteuerung aussetzen. Diese hat keinerlei Lenkungswirkung, schwächt den industriellen Mittelstand und schöpft die Mittel, die für die Energiewende benötigt werden, Jahr für Jahr ab. Die Überlegungen der Politik, die CO2-Steuer zu erhöhen, sind realitätsfern. Es bleibt zu hoffen, dass die Ampel von dieser Maßnahme keinen Gebrauch macht. Für einen erheblichen Teil des industriellen Mittelstands greifen die derzeitigen Maßnahmen in Sachen Transformationsunterstützung nicht: Die Betriebe sind zwar energieintensiv, durch die Nutzung fossiler Brennstoffe jedoch nicht stromintensiv, und sie erhalten aufgrund ihrer heutigen Stromintensität kaum Entlastungen auf den Strompreis. Sie können sich auch nicht auf Klimaschutzverträge bewerben, da sie oft keine Produkte herstellen, für die es ETS-Referenzanlagen gibt. Daher bedarf es eine Transformationsstrompreises, der temporär ist, nur für Branchen gilt, die sich elektrifizieren können und eine Transformationszusage geben. Zudem ist die Feuerverzinkungsbranche kein Befürworter von Markteingriffen. Deswegen muss es eine Verpflichtung für beide Seiten geben, um Anreize zu schaffen. Seitens der Politik muss regelmäßig überprüft werden, ob das Energieangebot auch die Energienachfrage decken kann. Daran sollten sich auch politische Entscheidungen orientieren. Und am Ende darf es keine politischen Denkverbote geben.

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13. März 2024
Sebastian Engelskirchen
Sebastian Schiweck
Hauptgeschäftsführer, Industrieverband Feuerverzinken e. V.

Sebastian Schiweck

13. März 2024
Sabrina Pick
Sabrina Pick
Referentin Strategische Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit, Aus- und Weiterbildung, Industrieverband Feuerverzinken e. V.

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